ZEITZEUGEN DER 1960er JAHRE : ERHARD HARTUNG – Teil 1

Als nach der Feuernacht vom 11. auf den 12. Juni 1961 eine landesweite Verhaftungswelle einsetzte und Misshandlungen in mehreren Carabinieri-Kasernen bekannt wurden, nahm die Zahl der Sympathisanten für die Südtiroler Freiheitskämpfer zu. Auch Erhard Hartung, damals Student der Humanmedizin in Innsbruck, fühlte sich zusammen mit einigen Kameraden und Kollegen zum BAS – Befreiungsausschuss Südtirol – hingezogen und stellte sich als Mediziner u.a. bei der Rettungsaktion eines Verwundeten zur Verfügung, die ihn an die Grenze zu Italien auf die Porze-Scharte im Osttiroler Obertilliach führen sollte. Zeitgleich kam es bei Übungen einer italienischen Antisabotagetruppe im Grenzgebiet zu einem tödlichen Unfall. Die Leichen der Soldaten verbrachte man im Geheimen zur Porze-Scharte und stellte sie als Opfer der Südtiroler Freiheitskämpfer vor. Beim folgenden Prozess in Österreich ist eine politische Einflussnahme Italiens jedoch nicht zu übersehen. Letztendlich in Österreich freigesprochen, verurteilte 1971 ein Gericht in Florenz menschenrechtswidrig – da Ladung, Anklageschrift und Urteil nicht zugestellt wurden – in Abwesenheit : Egon Kufner zu 24 Jahren Kerker, Peter Kienesberger, Erhard Hartung und Norbert Burger zu Lebenslänglich. Neue Erkenntnisse und Gutachten sowie die Berichte der Betroffenen legen unmissverständlich dar, dass es die drei besagten Männer nie gewesen sein können und es sich um eine Vertuschungsaktion des italienischen Geheimdienstes handelte, was zur Zeit der ‚Politik der Spannung’ von Italien mit seinem Veto gegen Österreichs Assoziierungswunsch zur EWG genutzt wurde.

 
 

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